Benjamin Milde

SENSE

Prototyp einer taktilen Werkbank

In meiner Bachelorarbeit habe ich mich digitalen Interfaces beschäftigt. Eines der größten Problem der heutigen digitalen Welt ist, meiner Meinung nach, der Mangel an haptischer Interaktion. Selbst Touchscreens, die für die Bedienung mit den Händen gedacht sind, sind nur eine Einbahnstraße für die Eingabe von Informationen. Ein taktiles Feedback digitaler Inhalte ist nur rudimentär vorhanden und durch die Zweidimensionalität unserer Bildschirmtechnologien ist ein Anfassen von digitalen Objekten bisher kaum möglich. Daher war es mein Ziel ein Konzept für ein digitales Interface zu entwickeln, dass darauf aufbaut, dass in Zukunft auch digitale Inhalte auf eine haptische Art erfahrbar sind. Diese Idee wurde am Beispiel einer multifunktionalen Werkbank ausgearbeitet und in einem kurzen Video visualisiert.

Vor der Arbeit an dem Konzept habe ich mich mit verschiedene Forschungsarbeiten beschäftigt, die in diesem Gebiet vorhanden waren. Dabei ging es vor allem darum einen Überblick zu erhalten, was bereits möglich ist und an welchen Lösungsansätzen andere Leute arbeiten. Diese reichen dabei von einfachen skelettartigen Gerätschaften, die mechanisch die Bewegung der Hände analysieren und einschränken, bis hin zu Ultraschallwellen zur Erzeugung von Druckpunkten im freien Raum. Als zweiten Teil der Recherche habe ich mich auch mit Technologien zur Darstellung von Objekten im freien Raum und der Verarbeitung der Nutzerinteraktion auseinander gesetzt.

In der Konzeptionsphase war das größte Hindernis sich nicht von der Masse der Möglichkeiten, die ein solcher hypothetischer Prototyp bietet, ablenken zu lassen. Die Hauptaufgabe war es die Vorteile aufzuzeigen, die eine nahezu reale, dreidimensionale und berührbare, Projektion von digitalen Inhalten auf die Interaktion zwischen Mensch und Maschine hat. Um diesen Gedanken zu unterstützen entschied ich mich für die Beispielanwendung einer Werkbank, da vor allem im gestalterischen Prozess von realen Objekten viele Ebenen an Information verloren gehen, sobald man nur noch eine zweidimensionales Abstrakt davon zu sehen bekommt. Gleichzeitig bedarf es trotzdem abstrahierter Information für die Teile des Interfaces, die keinen Mehrwert durch eine dreidimensionale Visualisierung gewinnen. So sind sie für den Nutzer leichter und schneller Aufzunehmen und zu Verarbeiten.

Die Visualisierung des Konzepts erfolgte in einem Video, dass eine Person zeigt, die an einer vollständig digitalen Werkbank an verschiedenen Stuhldesigns arbeitet. Dabei ist zu sehen, dass der digitale Stuhl auf das Greifen der Person reagiert. Um die haptische Komponente der Interaktion, die visuell nicht darzustellen ist, noch weiter zu unterstreichen, bewegt die Person nicht nur die Stühle, sondern setzt sich zum Ende des Videos auf einen, um Dinge, wie Sitzkomfort und Stabilität, zu testen.

Die Umsetzung des Videos realisierte ich durch Komposition von mehreren Elementen. Die Person wurde vor Greenscreen aufgenommen, um realistische Bewegungen zu gewährleisten. Die Interfaceelemente wurden in After Effekts erstellt und animiert, während die Stühle in Maya modelliert und animiert wurden.

Ausstellung

Für die Bachelorausstellung an meiner Hochschule hatte ich die Idee, die im Film verwendeten Interfacelayer als Präsentationsform aufzugreifen. Um den Effekt der schwebenden Layer zu simulieren verwendete ich frei im Raum hängende Plexiglasplatten, die von einem Beamer über Rückprojektion angestrahlt wurden. Erst beim Aufbau viel auf, dass der Beamer, trotz schwarzem Hintergrund, die Betrachter blendet. Dies wurde durch eine Blende zwischen Plexiglas und Beamer gelöst.

Bilder der Ausstellung von Lars Reiners.